Das Gebet im Islam

Fatima Grimm und Timann Schaible

Dar-us-Salâm 2000


Elementarwissen Islam Nr.2:
Wie mache ich das Gebet im Islam?

von Fatima Grimm und Timann Schaible
Hrsg.: Tilmann Schaible
Umschlaggestaltung: Astrid Aida Franzke
Satz- und Textgestaltung: D&acircr-us-Salâm
Alle Rechte vorbehalten.
© Tilmann Schaible und Fatima Grimm
Garching b München 2000

ISBN 3-932129-02-4
Inhalt:

» 1. Der Gebetsruf
» 2. Die rituelle Waschung
» 3. Subhânaka
» 4. Al-Fâtiha
» 5. Ruku' und Sadschda
» 6. At-Tahiyyât
» 7. Salawât
» 8. Abschluss

» Sure 108 Al-Kauthar (Die Fülle)
» Sure 112 Al-Ikhlâs (Die Reinheit des Glaubens)
» Sure 113 Al-Falaq (Die Morgendämmerung)
» Sure 114 An-Nâs (Die Menschen)

1. Der Gebetsruf

Wer von euch schon einmal in einem Muslim-Land war, hat sicher gehört, wie der Muezzin fünfmal täglich vom Minarett die Gläubigen zum Gebet in die Moschee ruft. Er tut dies mit folgenden Worten:

1 Allâhu akbar (dies ruft er viermal)
2 Asch-hadu an lâ ilâha illa-llâh (zweimal)
3 Asch-hadu anna Muhammada-r-rasûlu-llâh (zweimal)
4 Hayya 'ala-s-salâh (zweimal)
5 Hayya 'ala-l-falâh (zweimal)
6 Allâhu-akbar (zweimal)
7 Lâ ilâha illa-llâh (einmal)

Nur beim Frühgebet wird vor dem zweimaligen Allâhu akbar noch gerufen:

8 As-salâtu khairum-min-an-naum (zweimal)



Nun wollen wir einmal sehen, was dieser Gebetsruf auf Deutsch bedeutet.
Wenn wir sagen "Allâhu akbar", so heißt das: "Allah ist größer". Wir wollen damit ausdrücken, dass es nichts gibt, was größer, wichtiger, schöner und verehrungswürdiger wäre als Gott. Vor der Größe Gottes werden alle anderen Dinge winzig klein und unwichtig, etwa unsere geliebten Spielsachen, ein tolles Fahrrad oder die Sorgen wegen einer bevorstehenden Schulaufgabe. Wenn wir Gott lobpreisen, verliert all dies seine Wichtigkeit und wir denken nur an den einen einzigen Gott, Der uns erschaffen hat. Wenn ihr mal fest die Augen zumacht und nur daran denkt, wie unendlich groß und mächtig Gott ist und wie Er trotzdem in Liebe und Fürsorge stets bei euch ist, dann fühlt ihr einerseits große Ehrfurcht und andererseits unendliche Geborgenheit, ist es nicht so?
Die zweite Zeile bedeutet: "Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Allah gibt". Ihr lacht vielleicht, weil ihr ja Muslime seid und längst wisst, dass es nur den einen Allah gibt. Aber wenn sich die Menschen heutzutage auch keine Steingötzen zum Anbeten mehr machen, so lieben doch viele von ihnen irgendetwas anderes mehr als ihren Schöpfer. Dem einen wird sein Auto zum Abgott, dem anderen sein Beruf und das Geld Scheffeln. Sie sind damit so beschäftigt, dass sie Gott darüber vergessen. Die Muslime aber, die diese Worte täglich aussprechen in ihrem Gebet und dabei auch an das denken, was sie sprechen, wissen genau, dass zu allererst immer Allah kommen muss.
Mit der dritten Zeile "bezeugen wir, dass Muhammad der Gesandte Gottes ist." Wenn wir also überzeugt sind, dass uns Muhammad, der Friede uns Segen Gottes seien mit ihm, den Qur'an auf Geheiß Allahs übermittelt hat, dann glauben wir auch daran, dass alles im Qur'an Geschriebene Gottes Wort ist. Und weil Gottes Wort immer wahr gewesen ist und für alle Zeiten wahr sein wird, fällt es uns dann gar nicht mehr schwer, auch all das zu befolgen, was im Qur'an steht. Ebenso werden wir bereitwillig dem Beispiel unseres Propheten in alltäglichen Dingen folgen, so wie es uns die Überlieferung lehrt. Denn wer könnte uns ein schöneres Beispiel geben als der Gesandte Gottes?
Die vierte Zeile lautet: "Eilt herbei zum Gebet", die fünfte "eilt herbei zu (eurem) Heil". Das bedeutet: Wenn wir unser Gebet verrichten, tun wir das nicht etwa nur Allah zuliebe. Denn Er braucht gar keine Anbetung. Sondern wir tun es zu unserem eigenen Besten, weil es für uns selbst gut und nützlich ist und uns glücklich macht. Denn wie zufrieden ist man, wenn man weiß, man hat seine Pflicht erfüllt und man kann also ein gutes Gewissen haben.
In der sechsten und siebten Zeile heißt es wieder: "Allah ist der größer" und "es gibt keinen Gott außer Allah". Damit sollen wir nochmals daran erinnert werden, wie wichtig es ist, nur an den Einen allmächtigen Gott zu glauben.
Die achte Zeile besagt auf Deutsch: "Das Gebet ist besser als der Schlaf." Man kann sich schon vorstellen, dass manch einer etwas brummelt, wenn er in aller Frühe durch den Gebetsruf aus den Federn getrieben wird. Welche große göttliche Weisheit spricht also aus den wenigen, tröstlichen Worten: Beten ist besser, als Schlafen.

2. Die rituelle Waschung

Sobald wir den Gebetsruf gehört haben, bereiten wir uns auf das Gebet vor. Dass man sich vor dem Gebet waschen muss, wisst ihr ja bestimmt schon. Das fängt ja schon auf der Toilette an. Dann, bevor wir mit der rituellen Waschung beginnen, denken wir daran, wie wichtig doch die Sauberkeit für uns Menschen ist. Wenn man sich nicht wäscht, kann man ja leicht krank werden. Außerdem wäre es uns sicher auch unangenehm, wenn wir neben jemandem beten müssten, der nicht sauber ist. Im Gebet stehen wir doch vor Dem, der alles erschaffen hat, vor unserem Schöpfer. Und wenn wir eine wichtige Verabredung haben, ist es doch klar, dass wir uns vorher auch waschen und saubere Kleidung anziehen, oder? Wir nehmen uns also vor, uns richtig zu waschen.

Zuerst waschen wir uns also dreimal die Hände, und wir achten darauf, dass wir den Wasserhahn nicht zu stark aufgedreht haben. Das wäre ja Verschwendung.

Dann spülen wir uns dreimal den Mund aus. Dazu nehmen wir mit der rechten Hand Wasser in den Mund und fahren dabei mit dem Zeigefinger auch über die Zähne. (Wenn du deine Zahnbürste griffbereit hast, schadet es sicher auch nicht, wenn du dir gleich die Zähne putzt).

Nun schnäuzen wir dreimal die Nase aus, und zwar indem wir mit der rechten Hand Wasser aufnehmen, dieses mit der Nase ein Wenig einziehen - vorsicht, nicht zu fest - und es dann unter Zuhilfenahme der linken Hand ausschneuzen.

Dann waschen wir uns dreimal das Gesicht. Dabei achten wir darauf, dass das ganze Gesicht nass wird, von oben, wo die Haare anfangen, bis herunter zum Kinn.

Schließlich waschen wir unsere Arme, von den Fingerspitzen bis zu den Ellbogen, und zwar wieder dreimal. Dabei beginnen wir mit dem rechten Arm, und wenn wir mit dem fertig sind, waschen wir den linken. Dann streichen wir uns noch mit feuchten Händen über die Haare, waschen uns die Ohren und streichen mit den feuchten Fingern über den Nacken.

Zum Schluss waschen wir uns die Füße, und zwar zuerst den rechten und dann den linken. Dabei reinigen wir uns besonders auch zwischen den Zehen und hinterm Knöchel.

Wenn wir das alles gewissenhaft gemacht haben, dann sind wir damit bestens auf unser Gebet vorbereitet.

3. Subhânaka

Nun wollen wir mit dem Gebet beginnen. Bestimmt wisst ihr schon, dass man sich beim Beten mit dem Gesicht in Richtung der Ka'ba in Mekka stellen soll. Dann drückt man in Gedanken die Absicht aus, dass man jetzt beispielsweise das Morgen-, Mittags- oder Abendgebet verrichten möchte, hebt die Hände an die Ohren und beginnt mit den Worten:

Allâhu akbar

Dann spricht man mit übereinander gelegten Händen weiter:

Subhânaka-llahumma wa bi-hamdik
wa tabâraka-smuk
wa ta'âlâ dschadduk
wa lâ ilâha ghairuk

a'ûdhu bi-llâhi mina-sch-schaitâni-r-radschîm

Wir wissen ja schon, dass "Allâhu akbar" "Allah ist größer" heißt, und dass wir mit diesen Worten alle Alltagsfreuden und Sorgen in den Hintergrund schieben wollen, um in aller Andacht nur an den Einen Einzigen Gott zu denken. Und wenn wir so an Ihn denken und an all das Gute, das Er uns beschert, fließen uns wie von selbst die folgenden Zeilen von den Lippen, mit denen wir Gott verherrlichen:

"Lob und Preis sei Dir, mein Gott,
und gesegnet ist Dein Name
und erhaben ist Deine Majestät
und es gibt keinen Gott außer Dir!"

So füllt sich unser Herz mit Dankbarkeit und Liebe zu Gott. Doch vergessen wir darüber nicht, dass wir uns vor den Nachstellungen des Bösen stets in Acht nehmen müssen, und deshalb folgen die Worte:

"Ich nehme meine Zuflucht zu Gott vor dem fluchwürdigen Bösen."

Hier passt gut, was Martin Luther einmal gesagt hat: "Wie man nicht wehren kann, dass einem die Vögel über dem Kopf herfliegen, aber wohl, dass sie nicht auf dem Kopf nisten, so kann man auch bösen Gedanken nicht wehren, aber wohl, dass sie nicht in uns einwurzeln und böse Taten hervorbringen."

4. Al-Fâtiha

Wer von euch bereits den Anfang des Gebets gelernt hat, wird vielleicht schon gespannt sein, wie es weitergeht. Also, nach dem "Subhânaka-llahumma...", wie ihr es im letzten Abschnitt gelernt habt, folgt "al-Fâtiha", die erste Sure des Qur'ans:

Bismi-llâhi-r-rahmâni-r-rahîm
al-hamdu li-llâhi rabbi-l-'âlamîn
ar-rahmâni-r-rahîm
mâliki yaumi-d-dîn
iyyâka na'budu wa iyyâka nasta'în
ihdinâ-s-sirâta-l-mustaqîm
sirâta-lladhîna an'amta 'alaihim
ghairi-l-maghdûbi 'alaihim wa lâ-d-dâllîn.
- Âmîn.

Und auf Deutsch heißt das:

"Im Namen Gottes, des Gnädigen, des Barmherzigen,
Preis sei Gott, dem Herrn der Welten,
dem sich Erbarmenden, dem Barmherzigen,
dem Herrscher am Tage des Gerichts.
Dir allein dienen wir und Dich allein bitten wir um Beistand.
Führe uns den geraden Weg,
den Weg derer, denen Du Gnade erwiesen hast, die nicht (Deinem) Zorn verfallen sind und die nicht irregehen."

Mit diesen wenigen Worten sprechen wir eigentlich alles aus, was unser Glaube beinhaltet: Wir beginnen im Namen Gottes, wir preisen Ihn dafür, dass Er so gütig und gnädig uns gegenüber ist, und wir erinnern uns, dass Gott nicht nur Herr über unsere sichtbare Welt ist, sondern auch am Jüngsten Tag über das richten wird, was wir auf Erden an Gutem und Schlimmem getan haben. Wir bekräftigen, dass wir nur an einen einzigen Gott glauben und nur Ihm dienen und Ihn um Hilfe bitten. Und schließlich flehen wir Ihn an, dass Er uns den rechten Weg zeigen möge, damit wir nichts anderes als Sein Wohlgefallen erlangen. Was für eine ernsthafte Warnung sind diese Verse für all jene, die Böses tun, doch was für ein Trost auch für die guten und gläubigen Muslime!

5. Ruku' und Sadschda

Unsere fleißigen kleinen Muslime haben inzwischen also schon die Sure Al-Fatiha gelernt. Ich kann mir richtig vorstellen, wie stolz eure Eltern sind, wenn ihr sie ihnen vorsagt.
Nach dieser Sure spricht man eine beliebige andere Sure aus dem Qur'an, also etwa die Sure Al-Ikhlâs, Sure Al-Kauthar oder Sure An-Nâs . Es müssen mindestens drei kurze Verse oder ein langer Vers sein.
Nun kommt die Verbeugung (Ruku'). Wir sagen "Allâhu akbar" und verbeugen uns, wobei wir die Hände auf die Knie stützen (euer Vater zeigt euch das gewiss sehr schön). Dann sprechen wir die Worte

Subhâna rabbiya-l-'azîm
"Preis meinem Herrn, dem Allergrößten."

Während wir uns wieder aufrichten, sagen wir

Sami'a-llâhu liman hamidah
"Allah erhört den, der Ihn lobpreist."

Rabbanâ laka-l-hamd
"Oh unser Herr, und Dich preisen wir."

Dann machen wir die Niederwerfung (Sadschda), indem wir niederknien, dabei wieder "Allâhu akbar" sagen, und den Boden mit der Stirn berühren. So sprechen wir dreimal die Worte

Subhâna rabbiya-l-a'lâ
"Preis meinem Herrn, dem Allerhöchsten"

Dann richten wir uns mit "Allâhu akbar" wieder auf, so dass wir sitzen, und mit nochmaligem "Allâhu akbar" berühren wir abermals mit der Stirn den Boden und sagen wieder dreimal "Subhâna rabbiya-l-a'lâ", um uns mit den Worten "Allâhu akbar" schließlich wieder zu erheben und im Stehen weiter zu beten.

6. At-Tahiyyât

Wie ihr wisst, besteht jedes Gebet aus mindestens zwei Rak'a, die erste hatten wir im letzten Abschnitt beendet. Die zweite beginnt nun wieder mit der Sure Al-Fâtiha, es folgt eine beliebige kurze Sure, dann die Verbeugung (Ruku') und schließlich die Niederwerfung (Sadschda). Nach der zweiten Niederwerfung bleiben wir jedoch sitzen und sprechen das "At-Tahiyyât". Und das wollen wir jetzt lernen:

At-tahiyyâtu li-llâhi wa-s-salawâtu wa-t-tayyibât
as-salâmu 'alaika ayyuhâ-n-nabiyy
wa rahmatu-llâhi wa barakâtuh
as-salâmu 'alainâ wa'alâ 'ibâdi-llâhi-s-sâlihîn
asch-hadu an lâ ilâha illâ-llâh
wa asch-hadu anna Muhammadan 'abduhu wa rasûluh

Auf Deutsch bedeutet dies:

"Unsere besten Gedanken, unsere Gebete und unsere guten Taten sind alle für Gott.
Friede sei mit dir, oh du Prophet, und die Gnade Gottes und Sein Segen.
Friede sei mit uns und mit allen aufrichtigen Dienern Allahs.
Ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer Allah
und ich bezeuge, dass Muhammad Sein Diener und Sein Gesandter ist."

Manche Muslime pflegen den rechten Zeigefinger auszustrecken, wenn sie die Worte "lâ ilâha illâ-llâh - ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer Allah" aussprechen. Indem sie diesen einen Finger heben, wollen sie betonen, dass es nur den Einen Gott gibt. Sie wollen sich also auf diese Weise ganz besonders an die Einheit Allahs erinnern.

Nun, eure lieben Eltern werden euch gewiss sowieso helfen beim Lernen des Gebets. Auch beim Aussprechen vor allem, weil es im Arabischen Buchstaben gibt, die das deutsche Alphabet nicht kennt. Aber wenn Ihr so jedes mal einen Teil des Gebets auswendig lernt, werdet ihr schon ganz bald das ganze Gebet sagen können. Ich glaube, an dem Tag, wo das ohne Fehler geht, gibt es irgendeine sehr schöne Belohnung. Also, schön weitermachen!

7. Salawât

Im letzten Abschnitt hatten wir das "At-Tahiyyât" miteinander gelernt. Es war ja ein Bisschen lang, nicht wahr? Aber sicher habt ihr es trotzdem geschafft. Wenn wir ein Gebet mit zwei Rak'a sagen, dann folgen nun die "Salawât":

Allahumma salli 'alâ Muhammadin wa 'alâ âli Muhammad
kamâ sallaita 'alâ Ibrâhîma wa 'alâ âli Ibrâhîma
innaka hamîdum madschîd

Allahumma bârik 'alâ Muhammadin wa 'alâ âli Muhammad
kamâ bârakta 'alâ Ibrâhîma wa 'alâ âli Ibrâhima
innaka hamîdum madschîd

Auf Deutsch heißt das:

"Oh Allah, segne Muhammad und seine Familie,
so wie Du Abraham und seine Familie gesegnet hast,
wahrlich, Du bist der Gepriesene und Gerühmte

Oh Allah, schenke Deine Gnade Muhammad und seiner Familie,
so wie Du Abraham und seiner Familie Deine Gnade geschenkt hast,
wahrlich, Du bist der Gepriesene und Gerühmte."

In unserem täglichen Gebet sollen wir uns daran erinnern, dass uns Allahs Weisung für ein gutes und glückliches Leben durch die Propheten überbracht worden ist. Die Propheten haben uns aber zugleich auch ein wunderschönes Beispiel gegeben, wie wir leben sollen, damit Allah mit uns zufrieden ist. Darum sind wir ihnen sehr dankbar. Aus Liebe zu ihnen bitten wir Allah, dass Er sie segnen möge. Wenn wir zu Allah beten, dass Er die Propheten und ihre Familien segnen möge, dann meinen wir mit Familie die große Schar aller, die ihnen als Verwandte angehörten, an sie glaubten und glauben und ihre Anhänger waren und sind und sein werden.

8. Abschluss

Jetzt kommen wir zum Abschluss des Gebets. Es gibt mehrere Möglichkeiten, es zu beenden. Wir haben uns für die einfachsten Worte entschieden, die auch mehrere hundert Millionen Muslime in aller Welt in ihren täglichen Gebeten sprechen. Sie lauten:

Rabbanâ âtinâ fî-d-dunyâ hasanatan wa fi-l-âkhirati hasanatan wa qinâ 'adhâba-n-nâr

Auf Deutsch:

"Unser Herr, gib uns Gutes in dieser Welt und Gutes im Jenseits und bewahre uns vor der Strafe des Feuers."

Schließlich wenden wir den Kopf zuerst nach rechts, dann nach links und sprechen jedes Mal die Worte:

As-salâmu 'alaikum wa rahmatu-llâh.

"Friede sei mit euch und die Gnade Allahs."

Gefällt euch dieser einfache Abschluss auch so gut? Zuerst bitten wir Allah, dass er uns und allen Muslimen ein glückliches Leben hier auf der Erde und später im Paradies bescheren möge und uns vor Strafe bewahre. Das bedeutet: Wir hoffen, dass Allah uns jedesmal, wenn wir etwas Unerlaubtes tun wollen, hilft, doch den rechten Weg nicht zu verlassen. Und mit dem "Salâm" grüßen wir die Muslime in aller Welt - so wie sie uns ja auch in ihrem Gebet grüßen - und wünschen ihnen, dass Allah sie gnädig beschützen möge. Wenn wir all die Worte, die wir nun mit dem Gebet gelernt haben, aus aufrichtigem Herzen sprechen, tragen wir sehr viel zum Guten auf der Welt bei.

Sure 108 Al-Kauthar (Die Fülle)

Bismi-llâhi-r-rahmâni-r-rahîm
innâ a'tainâka-l-kauthar
fa-salli li rabbika wa-nhar
inna schâni-aka huwa-l-abtar

Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen.
Wahrlich, Wir haben dir Fülle (des Guten) gegeben.
Bete darum zu deinem Herrn und opfere.
Fürwahr, es ist dein Feind, von dem keine Spur bleiben soll.

Diese wunderschöne Sure wurde unserem Propheten Muhammad in Mekka offenbart, und sie sollte ihn gegen den Ansturm seiner Feinde mit Kraft und Zuversicht versorgen. Mit der Fülle, dem Überfluss ist sowohl die Gnade Allahs wie das Wissen gemeint, das dem Propheten zuteil wurde. Wem so viel Güte und Barmherzigkeit erwiesen wird, der sollte auch freudig Opfer für seinen Schöpfer bringen, und wie ungezählt viele Möglichkeiten gibt es, Allah zuliebe Opfer zu bringen. Diejenigen, die den Propheten und die Seinen hassten und anfeindeten, sollen von dieser Erde verschwinden, ohne Nachkommenschaft und ohne Spuren zu hinterlassen. - So sorgt Allah für Seine Getreuen und so wird Er es tun bis zum Jüngsten Tag.

Sure 112 Al-Ikhlâs (Die Reinheit des Glaubens)

Bismi-llâhi-r-rahmâni-r-rahîm
qul huwa-llâhu ahad
allâhu-s-samad
lam yalid wa lam yûlad
wa lam yakul-lahû kufuwan ahad

Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen.
Sprich: "Er ist Allah, der Einzige,
Allah, der Unabhängige (und von allen Angeflehte),
Er zeugt nicht und wurde nicht gezeugt,
Und keiner ist Ihm gleich."

Zu dieser Sure, die manche von euch gewiss schon auswendig können, will ich euch ein paar erklärende Worte sagen.
Als Wichtigstes müssen wir verstehen, dass Gott so unendlich groß, mächtig und allumfassend ist, dass wir Ihn mit unserem kleinen Menschenverstand nicht begreifen können. Doch zugleich ist Er da, Er ist uns nah. Er sorgt für uns. Wenn wir sagen, dass Allah der Einzige ist, so müssen wir ganz deutlich in uns fühlen, dass es niemanden und nichts sonst auf der Welt gibt, was so wie Er würdig wäre, angebetet zu werden. Allah ist vollkommen unabhängig, denn Er ist der Schöpfer von allem. Doch während wir und alles um uns nur für eine gewisse Zeit bestehen wird, war Allah immer da und wird immer da sein.
Allah ist der Schöpfer, aber nicht der Vater. Wir glauben, dass Er alles, natürlich auch die Propheten, erschaffen hat. Aber wir glauben nicht, dass Er zum Beispiel der Vater des Propheten Jesus ist. Und natürlich wissen wir, dass Allah, der Schöpfer der Welten, selbst nicht erschaffen worden ist.
Es gibt nichts und niemanden, das mit Allah vergleichbar wäre, dem Höchsten, dem ewig Gebenden, Einzigen.

Sure 113 Al-Falaq (Die Morgendämmerung)

Bismi-llâhi-r-rahmâni-r-rahîm
qul a'ûdhu bi rabbi-l-falaq
min scharri mâ khalaq
wa min scharri ghâsiqin idhâ waqab
wa min scharri-n-nafâthâti fi-l-'uqad
wa min scharri hâsidin idhâ hasad.

Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen.
Sprich:"Ich nehme meine Zuflucht beim Herrn der Morgendämmerung,
Vor dem Übel dessen, was Er erschaffen,
Und vor dem Übel der Nacht, wenn sie sich verbreitet,
Und vor dem Übel derer, die auf die Knoten blasen,
Und vor dem Übel des Neiders, wenn er neidisch ist."

Die letzten beiden Suren des Qur'ans nennen wir auch die "Schutzsuren". Sie werden so genannt, weil sie uns helfen, wenn wir einmal vor irgend- etwas Angst haben. Wem ist nicht schon einmal der Schreck in die Glieder gefahren, wenn es plötzlich dunkel wurde oder wenn irgendetwas passiert, was wir uns nicht erklären können. Und was kann man schon tun, wenn jemand neidisch auf einen ist? Da hilft nur, dass wir uns daran erinnern, dass Allah mächtiger ist als alles, was es gibt. Allah ist es ja auch, der alles erschaffen hat, also letztlich auch die Ursachen des Bösen. Wenn wir also bei Allah Zuflucht suchen, wird Er uns sicher helfen, sodass wir uns vor nichts anderem mehr fürchten müssen. Dazu müssen wir nur ganz fest an Ihn glauben und dürfen auch nie vergessen, unser Gebet zu verrichten.

Sure 114 An-Nâs (Die Menschen)

Bismi-llâhi-r-rahmâni-r-rahîm
qul a'ûdhu bi rabbi-n-nâs
maliki-n-nâs
ilâhi-n-nâs
min scharri-l-waswâsi-l-khannâs
alladhî yuwaswisu fî suduri-n-nâs
mina-l-dschinnati wa-n-nâs.

Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen.
Sprich: "Ich nehme meine Zuflucht beim Herrn der Menschen,
Beim König der Menschen,
Beim Gott der Menschen,
Vor dem Übel des schleichenden Einflüsterers -
Der da einflüstert in die Herzen der Menschen -
Unter den Dschinn und den Menschen."

Dies ist die letzte der 114 Suren des Qur'ans. Sie soll uns vor der Stimme des Bösen warnen, die jedem von uns manchmal einzuflüstern versucht, was schlecht und schädlich für uns ist. Wenn wir diese arge Stimme in uns hören, sollen wir gleich unsere Gedanken Gott zuwenden, um vor dem Üblen vertrauensvoll zu Ihm zu flüchten. Dann hat der böse Einflüsterer keine Macht mehr über uns. Schlimm ist nicht, dass wir manchmal etwas Abscheuliches denken; dieser Gefahr sind wir alle ausgesetzt. Schlimm ist nur, wenn wir unseren Gedanken erlauben, dabei zu verweilen. Wir müssen uns so rasch wie möglich erinnern, dass wir nur auf das Gute hören dürfen, das von Gott kommt.
Deshalb haben viele Muslime diese kurze Sure auswendig gelernt und rezitieren sie in ihrem täglichen Gebet. Das hilft ihnen, sich vor den Verlockungen des bösen Einflüsterers zu hüten.

 

@ Ekrem Yolcu

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