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Das Diesseits ist nur eine Vorbereitung

Im Islam gibt es sehr genaue Angaben dazu, was die Menschen nach dem Tod erwarten wird

(IZ) Der Glaube daran, dass der Tag der Auferstehung und des Gerichts kommen wird, gehört zu den wichtigsten Glaubenssätzen im Islam. Dazu gehört, dass man sowohl im Allgemeinen daran glaubt, als auch an alles, was im erhabenen Qur’an und in den authentischen Überleiferungen vom Propheten Muhammad, Allah segne ihn und schenke ihm Heil, über den Jüngsten Tag und was damit zusammenhängt, ausgesagt wird. Der Tag der Auferstehung und des Gerichts wird kommen - daran ist kein Zweifel. Diese Welt und alles was in ihr ist, wird zu einem Ende kommen. Wenn Allah den Tod eines Menschen beschlossen hat, wird dem Todesengel (Malak Al-Maut) befohlen, die Seele des betreffenden Menschen aus dessen Körper zu ziehen, was im Moment des Todes geschieht. Hierzu gibt es auch detaillierte Überlieferungen. Bis zu seinem Tod hat der Muslim beziehungsweise die Muslimin im diesseitigen Leben die Gelegenheit und Verantwortung gehabt, für sein jenseitiges Leben vorzusorgen, indem er gelebt und gehandelt hat, wie Allah es für die Menschen vorgeschrieben hat. Mit dem Zeitpunkt des Todes endet dieser Zeitraum.

Die Toten warten in ihren Gräbern, bis Allah sie wieder zum Leben erweckt. Dieser Zeitraum wird Barzakh genannt, er erstreckt sich vom Zeitpunkt des Todes bis zum Tag der Auferstehung (Al-Ba’th).Wir glauben, dass die Auferstehung der Toten eine Wirklichkeit ist, die zweifellos stattfinden wird. Wir werden unsere Gräber verlassen, um für unsere Handlungen Rechenschaft abzulegen. Die Verstorbenen werden in ihren Gräbern von den Engeln Munkar und Nakir, Friede sei mit ihnen, über ihr irdisches Leben befragt. Diese beiden Engel besuchen jeden Toten in seinem Grab und stellen ihm folgende Fragen:

Wer ist dein Gott und Herr (Rabb)?

Welche ist deine Religion (Din)?

Wer ist dein Prophet (Nabi)?

Allah wird die Gläubigen mit einem „Starken Wort” von Ihm standhaft machen und sie werden leicht antworten.

Die Gläubigen antworten: Mein Gott und Herr ist Allah, mein Din der Islam, und mein Prophet Muhammad. Darauf werden ihre Gräber geweitet und der Aufenthalt darin wird angenehm.

Die Ungläubigen hingegen antworten: Ich weiß es nicht. Daraufhin werden ihre Gräber verengt. Das Grab eines jeden ist entweder eine Niederung von den Niederungen des Gartens oder eins der Löcher des Feuers.

Die Geister (Arwah, Singular: Ruh) der Menschen, die in den Garten eingehen werden, werden bis zu ihrer Auferweckung in ihren Gräbern in Glückseligkeit verweilen (Na’im Al-Qabr).

Die Gefallenen auf dem Wege Allahs (Schuhada) sind lebendig und werden in ihren Gräbern von ihrem Herrn versorgt.

Die Geister der Menschen, die ins Feuer eingehen werden, werden bis zu ihrer Auferweckung in ihren Gräbern bestraft werden (Adhab Al-Qabr).

Es gibt viele kleine und große Zeichen, die das Nahen des Letzten Tages ankündigen. Fast alle kleinen Zeichen sind in unserer Zeit deutlich sichtbar.

Einige davon sind:

• Das Errichten von großen Städten und hohen Häusern.

• Die Vermehrung von außerehelichen Beziehungen (bis hin zu ihrer gesellschaftlichen Toleranz). • Das Verlorengehen des Wissens durch das Aussterben der Gelehrten.

• Die Menschen werden wieder Götzen verehren (Personenkult, sogenannte „Statussymbole“, das Horten von Gold und Silber und ähnliches).

Die Menschen werden sich wünschen, anstelle der Toten in den Gräbern zu liegen.

Einige der großen Zeichen sind:

• Das Erscheinen des Daddschal, möge Allah uns vor seinem Übel bewahren, der behaupten wird, er sei der Herr (Rabb) der Menschen. Er wird überall erfolgreich sein, außer in Medina, der Erleuchteten Stadt des Gesandten Allahs.

• Der Glaube (Iman) wird in Medina Zuflucht nehmen. Madina wird als die einzige Stadt verbleiben, in der der Unglaube nicht Fuß gefaßt hat.

• Das Erscheinen des Isa, Sohn der Mariam, Friede sei mit ihnen, der von Allah gesandt wird, um den Daddschal zu töten.

• Schließlich wird die Sonne im Westen aufgehen, und von da an wird keine Tauba (Bitte um Vergebung) mehr akzeptiert werden.

Auf Befehl Allahs wird Israfil, Friede sei mit ihm, in die Posaune blasen und alles Leben wird erlöschen bis auf einige Engel, die Allah bewahren wird. Dann wird er ein zweites Mal in die Posaune blasen und alle Toten, Muhammad, Friede sei mit ihm, als Erster, werden auferweckt und versammelt werden. So, wie Allah sie ursprünglich erschaffen hat, werden sie zu Ihm zurückkehren.

Die Gläubigen werden am Becken (Haud) des Gesandten Allahs, Friede sei mit ihm, ankommen. Es ist ein Brunnen, den Allah dem Propheten gegeben hat; sein Wasser ist weißer als Milch und süßer als Honig. Vom Brunnen des Propheten trinken nur die Mitglieder seiner Gemeinschaft. Wer von diesem Brunnen trinkt, wird nie wieder Durst verspüren. Diejenigen jedoch, die nach ihm Dinge im Islam und in seiner Sunna verändert haben, werden davon fortgetrieben werden.

Allah, der Erhabene, wird am Tage des Gerichts mit den Engeln in Reihen über die Menschen kommen, um über sie zu richten, um sie zu belohnen oder zu strafen. Den Menschen werden ihre Bücher gegeben, in denen alle ihre Taten bis ins kleinste Detail aufgezeichnet sind. Wer nur ein Partikel Gutes tat, wird es darin sehen, und wer ein Partikel Schlechtes tat, wird es sehen. Wem sein Buch in die rechte Hand gegeben wird, über den wird schnell und milde gerichtet werden. Wem sein Buch hinter seinem Rücken gegeben wird, wird ins Feuer eingehen.

Die Wage, auf der die Taten abgewogen werden, wird aufgestellt werden. Allah wird die guten Taten der Gläubigen vervielfältigen, ihnen durch ihre Tauba ihre großen falschen Taten (Kaba’ir) vergeben und ihre kleinen (Saghair) durch ihr Vermeiden der Großen. Wer seine falschen Taten (Sajjiat) nicht bereute, ist dem Willen Allahs überlassen: Allah vergibt nicht, dass man Ihm Partner zur Seite stellt, jedoch vergibt Er, wem Er will, was geringer ist als dies, durch Seine unermessliche Großzügigkeit.

Man muss betonen, dass die Vorstellung, wonach ein Zeigerausschlag auf der Wage zu den guten Handlungen die Erreichung des Gartens, der Ausschlag zu den schlechten Handlungen jedoch das Feuer bedeute, unrichtig ist. Auch wenn unsere Handlungen des Gehorsams wie Berge aufragen gegenüber einer einzigen Handlung des Ungehorsams, wir bleiben stets dem Willen Allahs unterworfen; denn Allah kann uns für eine ungehorsame Handlung bestrafen und uns für alle gehorsamen Handlungen belohnen oder Er kann uns unsere ungehorsamen Handlungen vergeben. Beim Aufstellen der Bilanz (Hisab) wird der Diener erkennen, welche seiner gehorsamen Handlungen angenommen worden sind und welche der ungehorsamen ihm vergeben wurden und für welche er bestraft wird. Wenn diese Handlungen danach auf der Wage gewogen werden, so wird der Diener das Ausmaß der Belohnung (Thawab) erkennen, die ihm für seine angenommenen Handlungen (Ta’at) des Gehorsams zusteht. Ebenso wird er das Ausmaß der Strafe (‘Iqab) für die ungehorsamen Handlungen, die ihm nicht vergeben werden (Mukhalafat) erkennen. Wir hoffen, dass Allah den Rechtschaffenen unter den Muslimen verzeihen und ihnen den Eintritt in den Garten gewähren wird. Jedoch kann niemand sich dessen sicher sein. Sowohl vollkommene Errettung als auch vollkommene Verzweiflung ob der Errettung sind in den zuverlässigen Nachrichten zu uns gekommen. Der Weg der Muslime liegt darin, sich zwischen der Hoffnung auf Errettung und der Furcht vor der Strafe des Feuers zu bewegen. Die Brücke (As-Sirat) über das Feuer ist wirklich. Jeder wird sie gemäß der Anzahl und Qualität seiner Taten überqueren; manche wie ein Blitz, andere rasch wie zu Pferde, andere langsamer oder wie spazierend. Wieder andere werden sie nicht überqueren können und von ihr in das Feuer herabstürzen. Die Gläubigen, die ins Feuer fallen, wird Allah wegen ihres Glaubens wieder aus ihr herausholen.

Durch die Fürsprache Muhammads, Friede sei mit ihm, wird Allah jeden aus seiner Gemeinde, der große falsche Taten beging, aus dem Feuer holen, bis keiner mehr von ihnen dort verblieben ist; vorausgesetzt, sie starben die Einheit Allahs (Tauhid) bejahend. Dann wird Allah den anderen Gesandten und wem Er will von Seinen aufrichtigen Dienern erlauben, Fürsprache einzulegen, bis schließlich kein Gläubiger mehr im Feuer verbleibt, der die Einheit Allahs bejahend gestorben ist - selbst wenn er seine falschen Taten nicht bereute (Tauba) - und Allah erkennt und an Ihn glaubt, wenn er Ihn trifft. Dies, weil Allah der Freund und Beschützer derjenigen ist, die Ihn als ihren Herrn anerkennen und Er sie nicht auf die gleiche Art und Weise behandelt, wie die, die Ihn leugnen und somit Seine Rechtleitung und Freundschaft verlieren.

Allah lässt durch Seine Barmherzigkeit in den Garten eingehen, wen Er will, und lässt durch Seine Gerechtigkeit in das Feuer eingehen, wen Er will.

Allah hat den Garten als eine Stätte des ewigen Aufenthaltes und Wohlergehens für die Gläubigen erschaffen. Bevor sie dort eintreten, wird Er ihre Herzen von möglichem Groll, Hass und Neid reinigen und sie werden dort als Brüder in Frieden verweilen.

Die Bewohner des Gartens werden Allah, den Erhabenen, mit ihren Augen sehen, jedoch wird dieses Sehen nicht vollständig sein und die Art und Weise, wie es geschehen wird, können wir nicht wissen. Allah sagt in Seinem Buch: „Erleuchtete Gesichter schauen an jenem Tage ihren Herrn.“ Die Deutung dieses Verses ist wie Allah es bestimmte und weiß. Alles, was uns darüber vom Gesandten Allahs, Friede sei mit ihm, überliefert wurde, ist wahr und bedeutet, was immer auch er damit gemeint hat. Wir forschen nicht nach diesen Dingen und versuchen nicht, sie gemäß unserer Meinung zu interpretieren, noch lassen wir unserer Vorstellungskraft freien Lauf. Es ist nicht richtig, dass dieser Glaube an das Sehen Allahs darauf beruht, was man sich vorstellt, noch darauf, wie man es seinem Wissen gemäß interpretiert. Vielmehr sollte jegliche Interpretation dieses Sehens, wie alle anderen Dinge, die in den Bereich der Herrschaft Allahs (Rububijja) gehören, vermieden werden. Niemand ist in seinem Glauben sicher, wenn er sich nicht vollkommen Allah und Seinem Gesandten, Friede sei mit ihm, überlässt, und das Wissen um Dinge, die nicht klar sind, Dem, Der sie am Besten kennt.

Allah, der Erhabene hat das Feuer als eine Stätte des ewigen Aufenthaltes und der Bestrafung für die erschaffen, die seine Bücher und Gesandten verleugnen und sich von ihnen abwenden. Er wird sie von der Sicht Seines Angesichtes ausschließen.

Man kann davon ausgehen, dass der Iman oder die Qualität des Mumin (Gläubigen) nur von denjenigen erreicht wird, die an das zuvor Gesagte glauben, da die Al-Fuqaha (die Kenner des Fiqh) jeden als Muslim bezeichnen, der an Allah und an die Gesandten glaubt.

Quellenhinweise:

„Ar-Risala“ von Ibn Abi Zaid Al-Qairawani

„Al-Aqida At-Tahawiyya“ von Imam Abu Dscha’far At-Tahawi

„Qawa’id Al-Islam“ von Qadi Iyad

„‘Aqida. Zwei Abhandlungen über den islamischen Glauben“ von Ali Laraki

Weitere Literaturhinweise:

„Der Islam- Innere Wirklichkeit und äußere Form“ von Osman Nuri Topbas. (ISBN 975-6736-95-X)

„Handbuch Islam. Die Glaubens- und Rechtslehre der Muslime“ von Ahmad A. Reidegeld. (ISBN 3-927606-28-6) (Erscheint im September 2005)


„The Lives of Man“ von Imam Abdallah Ibn Alawi Al-Haddad (ISBN 1887752145)

„The Remembrance of Death and the Afterlife“ von Imam Al-Ghazali (aus dem Ihya ‘Ulum Ad-Din) (ISBN 0- 946621-13-6 )


Quelle: Islamische Zeitung

 

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