Muslime verändern Albanien ...

Europäische Muslime unterstützen den Islam in Albanien

 

Albanien ist ein Land, in dem man ein Dorf betreten und die Leute zum Islam aufrufen kann. Innerhalb einer Stunde kann man eine vorher leere Moschee bis auf den letzten freien Platz füllen. Von den Verteidigern der Ummah über den Kommunismus hin zur Anarchie, haben die Albaner eine außerordentliche Entwicklung durchlaufen. Programme muslimischer Sicherheit, Handel und Selbstermächtigung in Zusammenarbeit mit den europäischen Muslimen haben einen Zuspruch gefunden, der jede Erwar tung überstieg. Es entwickelt sich das Bild einer Zukunft mit eigenständigem Wachstum und muslimischer Autorität im Herzen Europas.

Auf dem Balkan entwickelt sich um die Region Albanien, einem muslimischen Land tief im Inneren Europas, eine einmalige Situation. Die Einladung der Menschen zum Islam wuchs sprunghaft und starke Führungspersönlichkeiten tauchen in den mu slimischen Kernzentren  auf. Die praktische Zusammenarbeit mit den Muslimen Westeuropas hat begonnen. Während die 12 Millionen Muslime im Westen Europas überall in der Minderheit sind, sind die albanischen Muslime gesegnet mit dem Schlüssel für die Einrichtung des Islam in unserer Zeit: ihr eigenes Land. Neue Verbindungen, die zwischen den Muslimen Albaniens und den verschiedenen muslimischen Gemeinschaften Westeuropas im Entstehen sind, werden einen grundlegenden Einfluß auf die Zukunft des Islam in Europa und der ganzen Welt haben.

Während der osmanischen Zeit hatten Albaner die höchsten Führungspositionen inne. Eine erstaunliche Anzahl an Elitesoldaten und Großwesiren kam von diesem kleinen, aber alten Volk. Der große Architekt Sinan, der bekannte Admiral Khairuddin Barbarossa und die Hälfte von Sultan 'Abdalhamids Leibwache; ihr Anteil an der Macht im muslimischen Reich war unbestritten. Nach dem Fall des Khalifats wurde das albanische Volk aufgeteilt. Die Länder des Kosovo, Mazedoniens und Montenegros wurden den Serben gegeben, die Dschanina wurde den Griechen überlassen und Albanien als künstliches Königtum erschaffen. Der Zweck dieses Vorganges war die Zerstörung der albanischen Identität. Die Albaner bewahrten sich trotzdem ihr Selbstverständnis und ihre Sprache, die allen Versuche der Abschaffung getrotzt hat. Obwohl oft bruchstückhaft, erhielten sie sich doch einen überraschend hartnäckigen Sinn für ihr Sein als Muslime.

Der Königsherrschaft folgte eine fünfzigjährige Periode kommunistischer Diktatur, deren Ziel - mit offenkundiger Hilfe der orthodoxen Kirche - die komplette Auslöschung des Islam war. Tausende osmanischer Moscheen wurden zerstört, der gesamte gemeinschaftliche Besitz der Muslime (Auqaf) wurde vom Staat konfisziert und die Praktizierung des Islam verboten.

Zuwiderhandlungen führten zu Hinrichtung oder Gefängnisstrafen von 20 Jahren oder mehr unter barbarischen Bedingungen. albanische und christliche Namen wurden den Menschen aufgezwungen, muslimische ihnen verboten. Den Menschen gelang es endlich, das kommunistische Regime 1991 zu stürzen und sie stürzten sich in eine anarchistische Phase in dem wagen Versuch, sich den Demokratien Westeuropas anzupassen. Letzterer brach 1997 zusammen, als viele Sparer ihre Guthaben verloren, die sie in die durch raffgierige Bankiers geschaffenen Pyramidensysteme investiert hatten.

Währenddessen liegt die Infrastruktur des Landes am Boden.   Albanien ist wie ein frisch gepflügtes Feld, auf dem noch nichts Wurzel geschlagen hat. Dadurch sind die Möglichkeiten für ein gesundes Wachstum enorm. Die Substanz des Bodens des albanischen Volkes ist zweifelsohne der Islam. Die W eigerung der Menschen, sich voll der demokratischen Integrierung unterzuordnen, dessen Zweck, Verlauf und Endergebnis die Schaffung von immer neuen privaten und nationalen Schulden ist, ist die Tür für neue Entwicklungsmöglichkeiten. Die Al baner entdecken ihren Din wieder wie einen verlorenen Schatz. Wirtschaftlicher Schaden, verursacht durch die Herrschaft der Banken, zwingt die Muslime, sich - zuerst noch zögerlich - woanders nach existentiellen Lösungen für die soziale Ver wüstung umzuschauen. 

Eine Gruppe Muslime aus Westeuropa verbrachte den August in den Städten Shkodra und Kavaje, beides Zentren des Islam. Man traf dort albanische Muslime und errichtete wichtige Verbindungen für eine zukünftige Zusammenarbeit. Ihr Programm war dreifach ausgerichtet: die Stärkung der lokalen muslimischen Autoritäten, die Errichtung von Sicherheit der Muslime in ihren Gemeinschaften und Geschäften,sowie die Betonung des islamischen Handels als Mittel zur Schaffung wirklichen Wohlstandes für die Menschen. All dies lief parallel neben den Aktivitäten der Da'wa zu den Albanern. 

Muslimische Autorität sammelt sich in jeder Stadt um den Mufti. In den wichtigsten Städten wurden gute Beziehungen zu den  Muftis geknüpft, die als erste muslimische Institutionen nach dem Kommunismus wieder erschienen. Es ist klar, daß die Stärkung muslimischer Herrschaft wichtiger ist, als der Bau von Moscheen. Mehr noch wird deutlich, daß Unterstützung von außen einen langen Weg in diesem Land nimmt, wo die Menschen unterdrückt wurden und jetzt all gemein als die Ärmsten und Hoffnungslosesten in Europa beschrieben werden. Versammlungen wurden in den Moscheen in und um Shkodra abgehalten. Die Menschen strömten ihnen zu, um die Botschaft der Ermunterung zu hören, die über die Grenz en des Landes kam. Viele wußten nicht, daß es Muslime in Westeuropa gibt; besonders unter den geborenen Europäern. Die albanischen Muslime haben bemerkenswert schnell die Tatsache wahrgenommen, daß sie nur dann ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen können, wenn sie Gebrauch von den Werkzeugen des Dins machen. Das zu sehen ist nicht schwierig: beeindruckende osmanische Architektur, bekannte Gelehrte, lebendige islamische Märkte, weitreichende Stiftungen (Auqaf) und Treue der Führung gegenüber; all diese Dinge lassen sich noch im lebendigen Gedächtnis vieler alter Leute finden. Islam ist hier gerade vergangene Geschichte; einfach zu erreichen. 

Kavaje ist zu 95% mit Muslimen bewohnt und diese Leute haben bereits schon einen Teil ihrer eigenen Sicherheit  übernommen. Während der Unruhen 1997 war die Stadt der einzige Teil des Landes, der sicher blieb. Dies war den privat organisierten Streifen zu verdanken, die mit der muslimischen Autorität verbunden waren. Shkodra wird auf der anderen Seite immer noch terrorisiert von Verbrechern katholischer Abstammung. Sie erzeugen eine spürbare Atmosphäre der Unruhe, währ end die Katholiken mit ihrem Plan fortfahren, die wichtigsten Immobilien der Stadt aufzukaufen und die Landschaft mit riesigen, ungenutzten Kirchen zu verschandeln. Damit wollen sie ein falsches Bild angeblicher christlicher Präsenz in der Region erz eugen, damit sie das Land dann als ihre Heimat beanspruchen können. Aufgrund der islamischen Identität Shkodras ist die Zentralregierung an den Angelegenheiten und Nöten der Stadt nicht interessiert. Dies wird sich als Segen für die Stadt erweisen, da sie gezwungen ist, ihre Sicherheit in die eigenen Hände zu nehmen und das Bedürfnis nach Amirat und dessen Erscheinen zu verstärken. 

Von dem unterschwelligen Phänomen der zentralisierten Polizei, welches die Albaner nur allzu gut kennen, werden sie sich bewegen zu  einer organischeren Sicherheitslage unter der Leitung des Muftis. Die ersten Schritte zum Aufbau einer Gemeins chaft wurden bereits unternommen. 

Der Leiter der Reisegruppe und Vorreiter des islamischen Dinars, Umar Vadillo, veranstaltete Treffen mit örtlichen Architekten, um Pläne für einen gebührenfreien, offenen Markt, der auf dem Modell von Medina al-Munawarra basiert, zu erstellen. Der Platz des alten Bazars mit seinen 3.500 Händlern, der von den Kommunisten niedergerissen wurde, liegt immer noch frei wie eine frische Wunde. Handel ist die erste Quelle des Wohlstandes und Shkodra war früher eines der größten Handelszentren auf dem Balkan. Wenn man eine Stadt wie Shkodra morgens betritt, ist einem der Weg versperrt durch Händler und Kunden, die einen Markt brauchen. Die Qualität der erzeugten Lebensmittel ist überragend. Albanische Bauern verwenden dreimal weniger chemische Düngemittel als der Rest Europas. Eine Überfülle an Früchten und Gemüsen ist zu jeder Tageszeit und an jedem Ort erhältlich. 

Die Zentralregierung verfolgt einen wirtschaftlichen   Entwicklungsplan, der vollkommen an den Interessen der Menschen, denen er angeblich nutzen soll, vorbei geht und ist nur auf dem Leihen von Geld vom IWF, der Weltbank und vielen anderen Quellen gegründet, die für ihr eigenes finanzielles Interesse arbeiten. Währenddessen besitzt Albanien bereits eine voll funktionierende Handelswirtschaft, die nichts weiter braucht als Anerkennung, Ausweitung und Verbindung mit dem Rest Europas. Dies ist eine einfache Tatsache, die - wenn sie verstanden wird - die gesamte Zukunft dieses Volkes bestimmen wird. 

Es ist schwer vorstellbar, daß es woanders einen Ort geben könnte, in dem DaÔwa ergiebiger wäre als in Albanien. Da die Praktizierung des Dins von den Kommunisten fast gänzlich ausgelöscht wurde, muß man die Mensche n nur an die Hand nehmen, sie in die Moschee führen, ihnen das Wudu zeigen und sie in die Gebetsreihen stellen. Alte Männer und Frauen begannen bei dem Anblick der Betenden zu weinen, nachdem sie fünfzig Jahre lang im Verborgenen, immer in Gefahr der Verhaftung, beteten, ihre Toten begruben und den Din unterrichteten. In Albanien kann nach fünfzig Jahren der Unterdrückung ein ganzes Dorf innerhalb von dreißig Minuten zum Gebet gebracht werden. Die Dankbarkeit dieser Menschen, junge wie alte, gleicht dem in der Wüste Verlorenen, der etwas zu Trinken erhält und dem der Brunnen gezeigt wird. Es bleibt die Aufgabe der Muslime in Westeuropa, diese notwendigen, aber einfachen Schritte zu gehen, um eine unaufhaltbare Bewegung in Gang zu setzen.

Diese stürmische und organische Entwicklung des Islam macht eine Sache deutlich: Islam kann alles geben, was Albanien für den Erfolg braucht. Er geht weit über einen altmodischen Nationalismus hinaus, der die Bosnier und - am Ende - auch die Albaner des Kosovo besiegt hat. Der Nationalismus ist die Falle derjenigen, die das Verschwinden des Islam in Europa wünschen, gefolgt von einer Einbindung in ein wirtschaftliches System, das nicht nur den hilflosen Nationalstaat versklavt hat, sondern die gesamte Welt.  

Wenn der Islam trotzdem erscheint, so wie er das sichtbar in Albanien tut, dann werden die Strukturen, die entworfen wurden, dieses System zu propagieren und am Leben zu erhalten, schrittweise unwichtig werden. Es wird allen Muslimen schnell klar, daß Albanien ein Ort neuer sozialer Umwandlungen sein wird. Aber es sind die Albaner, die den Din einrichten. Sie werden ihre gerade zerfallende Gesellschaft in ein Vorbild für die gesamte Ummah transformieren. Im Lichte  des muslimischen Bewußtseins, gibt es dort einen Samen, der für uns alle Früchte tragen könnte.

Islamische Zeitung, 23. Ausgabe

@ Ekrem Yolcu

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